S Ü N D E N   I M   S O Z I A L I S M U S

Sozialismus:

"Eindeichung, Austrocknung, Entschilfung" hieß dieDevise, die zu zigtausend Hektar Ackerwüste geführt hat (Pardina, Dunavat). Mit Industriemähmaschinen aus der DDR wurden im Spätherbst die vier bis sechs Meter hohen Halme geschnitten, gebunden und in langen Schleppverbänden ins Kombinat Celuloza-Stuf nach Braila gebracht. Dort Wurde Papier aus bis zu 300 Tonnen Schilf pro Tag gewonnen. 1986 wurde das Experiment, dem ungezählte Brutvögel zum Opfer fielen, eingestellt. Das Delta konnte nicht mehr genügend Rohstoffe nachliefern, da die Wurzeln des Schilfs von den schweren Maschinen zerstört waren und die Transportkosten zu hoch wurden. Die Arbeiter der Papierfabrik hatten unter Staub und Chemikalien noch mehr zu leiden als nach 1986, als Pappelstämme das Schilfersetzten. An andern Orten wird mit massiven Deichen Sumpfland in trockenes Nutzland umgewandelt. Grossflächige Pappel-Monokulturen und Reisfelder werden auf diesen «Poldern» angelegt. Auf den schilffreien Flächen kam der Ackerbau aber nicht recht in Gang, da die Böden vielfach unfruchtbar und versalzen waren. Unkräuter nahmen überhand und zerstörten die hochfliegenden Pläne der sozialistischen Planwirtschafter.





Das Schilf dient als riesige natürliche Kläranlage - es ist Sauerstoffspender und die Wurzeln spalten Schadstoffe auf. Behutsam geschnitten ist es ein unendlich nachwachsender Rohstoff für die Einwohner: Brennmaterial, Baustoff, Viehfutter. Außerdem hat das Donauschilf eine Eigenheit: Im dicht verzweigten Wurzelwerk können sich Faulgase so intensiv entwickeln, dass deren Kraft das Dickicht unter der Wasseroberfläche sprengt. So entstehen schwimmende Inseln, Plaur genannt, die oft Wildschweine tragen können und Wasserwege verstopfen. Auf diesen schwimmenden Teppichen gedeihen wiederum seltene Pflanzenarten wie Bittersüß, Sumpfwurmfarn und Weidereich.