W I L D E R E I

Die Schonzeit, d.h. die Zeit im Jahr in der der Fischfang verboten ist, weil die meisten Fische laichen und die junge Brut heranwächst, gibt es schon seit langem, aber nie zuvor wurden die Fischer so streng kontrolliert wie heute. Wer beim Wildern erwischt wird, muß seine Beute und sein Fischgerät konfiszieren lassen. Wird er öfters ertappt, drohen ihm hohe Geldstrafen. Seit das gesamte Donaudelta 1993 zum Naturschutzgebiet erklärt und bestimmte Zonen nochmals einem verschärften Schutz unterworfen wurden, wacht eine ökopolizei, die mit Mitteln der Weltbank aufgebaut wurde, über die Einhaltung der Naturschutzbestimmungen und Schonfristen.
 

Da die meisten der ökopolizisten oder -agenten, wie sie seit neuestem genannt werden, junge Burschen aus den Fischerdörfern des Deltas sind, hat es viel böses Blut gegeben. Um den alten Fischern Angst einzuflößen, führten sich die jungen Männer teilweise wie Rambos oder ehemalige Sekuritatemänner auf. Andere beteiligten sich in größerem Stil an Schwarzmarktgeschäften, um ihr schmales Einkommen aufzubessern. Eine ganze Reihe von ihnen wurde entlassen, aber der Ruf der ökoagenten war ruiniert, bevor sie sich überhaupt etabliert hatten. Die Ehrlichen und Engagierten haben es deshalb bis heute schwer, das Ansehen der Truppe wieder aufzupolieren. Kaum einer der Fischer findet ein gutes Wort für die Arbeit der jungen Leute, auch dann, wenn er grundsätzlich die Notwendigkeit ihrer Arbeit anerkennt. Das Donaudelta droht seinen Reichtum und damit die Lebensgrundlage seiner Bewohner nicht nur durch die Verschmutzung der Donau und ihrer Nebenflüsse, sondern auch durch Überfischung der Deltagewässer zu verlieren.